Rund 50 Teilnehmende folgten der Einladung in die GPA Wien, um durch Vorträge und Diskussionsrunden verschiedene Dimensionen globalisierter Arbeit und Wirtschaft zu reflektieren.
Zu niedrige Löhne, fehlende Absicherungen, Menschenrechtsverletzungen – das sind Probleme, denen ArbeiterInnen weltweit tagtäglich begegnen. In der Rohstoffgewinnung, im Weinbau und bei informellen Beschäftigungsformen im Südlichen Afrika sind diese Schwierigkeiten ganz besonders präsent. „Wenn man an Afrika denkt, wollen viele gleich Geld spenden“, so Walter Sauer bei der Eröffnung der Konferenz, „aber Spenden ändern nichts an den Rahmenbedingungen.“ Was also braucht es, um wirkliche Veränderung zu bringen? Die hochkarätigen ReferentInnen bei der Veranstaltung lieferten Antworten darauf.
Ungleiche Partner: Afrikanisch-europäische Beziehungen
70% der europäischen Exporte nach Afrika sind Industriegüter, 66% der afrikanischen Exporte sind hingegen unverarbeitete Rohstoffe und landwirtschaftliche Güter. Daran zeigt sich, dass die heutigen Beziehungen zwischen den Kontinenten vor allem historisch geprägt sind, erläuterte Boniface Mabanza, Leiter der Werkstatt Ökonomie der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika in seinem Vortrag. Die EU verfolge mit Handelsabkommen wie den Economic Partnership Agreements weiterhin seine hegemonialen Interessen auf dem afrikanischen Kontinent, die die internationale Ungleichheit verstärken können, so der Handelsexperte.
Ein Lieferkettengesetz mit rechtlichen Konsequenzen
„Die Produktionsstätten innerhalb weltweiter Lieferketten befinden sich meistens im Globalen Süden”, erläutert Miriam Baghdady, Expertin im Volkswirtschaftlichen Referat des Österreichischen Gewerkschaftsbunds. “Immer wieder werden dort die gleichen ArbeitnehmerInnenrechte verletzt: das Recht auf einen angemessenen Lohn, sichere Arbeitsbedingungen sowie das Recht, eine Gewerkschaft zu gründen, Kollektivvertragsverhandlungen zu führen oder zu streiken.“ Laut Globalem Rechtsindex des Internationalen Gewerkschaftsbunds (IGB) wurde 2020 beispielweise in 87% der Länder weltweit das Streikrecht verletzt.
Eine Verbesserung der Situation wäre mithilfe eines starken Lieferkettengesetzes möglich, das Unternehmen verpflichtet, internationale Menschen- und Arbeitsrechte sowie Umweltstandards entlang ihrer gesamten Lieferketten einzuhalten, so Baghdady. Bei Verstößen müsse es zivil- und strafrechtliche Sanktionen geben. Außerdem wäre es notwendig, das Gesetz für alle Unternehmen mit Sitz in Europa geltend zu machen. Genau das sieht der aktuelle Entwurf eines EU-Lieferkettengesetzes nicht vor.
Vereinte Kräfte in Namibia
Weltweit formieren ArbeiterInnen, die solchen Rechtsverletzungen ausgesetzt sind, Widerstand. Herbert Jauch, Politikwissenschaftler und Vorsitzender des Economic and Social Justice Trust Namibia, gab bei der Konferenz Einblicke in die Widerstandskräfte Namibias.
Die Kollaboration zwischen den Afrikanischen Eliten und imperialistischen Interessen schafft die Grundlage für Ungleichheit und das Fortbestehen einer kolonialistischen Weltordnung, so Jauch. „Der Reichtum der Eliten beruht auf der Armut der Bevölkerungsmehrheit.“
Er fordert daher Entwicklungsstrategien und alternative Produktionssysteme, die nicht von der Weltbank ausgehen, sondern von der Bevölkerung und ihren lokalen Bedürfnissen. Gute Beispiele für solche Initiativen sind laut Jauch die Gewerkschaftskämpfe von Ramatex in Namibia, von Marikana in Südafrika oder Shoprite im gesamten Südlichen Afrika.
Durch Austausch voneinander lernen
Begleitet wurden die Vorträge von regem Austausch und Q&A Sessions mit den Teilnehmenden. Im Open Space konnten sie sich an Thementischen außerdem zu den drei Schwerpunktthemen Ressourcenabbau und Platin, Weinbau und –handel und informelle Beschäftigung informieren und mit den Referierenden diskutieren.
Anhand dieser Schwerpunktfelder werden auch im künftigen Projekt exemplarisch die globalen Zusammenhänge über transnationale Produktionsnetzwerke, sozio-ökonomische Ungleichheiten und solidarische Alternativen in der Arbeitswelt aufgezeigt. In Seminaren, Workshops und Dialoggruppen können sich die Teilnehmenden informieren und direkt mit zivilgesellschaftlichen und gewerkschaftlichen AkteurInnen aus dem Südlichen Afrika austauschen.
Anmeldung und weitere Infos zum Projekt unter www.sadocc.at/dialogprojekt