Kinderarbeit war in Österreich bis ins 20. Jahrhundert alltäglich. Minderjährige arbeiteten unter gefährlichen Bedingungen in Fabriken, Bergwerken oder an Hochöfen – oft zwölf Stunden am Tag. Staat und Wirtschaft förderten diese Praxis lange Zeit, sei es zur Sicherung billigerer Arbeitskräfte oder zur Vorbereitung künftiger Soldaten. Besonders brutal war das Schicksal der sogenannten Schwabenkinder: Bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Tausende verarmte Kinder aus Tirol und Vorarlberg auf Märkten in Deutschland als Saisonarbeiter verkauft. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Österreich strengere Gesetze erlassen, um Kinderarbeit zu unterbinden.
Heute ist Kinderarbeit vor allem ein Problem des globalen Südens. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) sind weltweit rund 160 Millionen Kinder betroffen – Tendenz steigend. Armut und wirtschaftlicher Druck zwingen Familien dazu, ihre Kinder arbeiten zu lassen, statt ihnen eine Schulbildung zu ermöglichen. Während die Zahl der arbeitenden Kinder zwischen 2000 und 2016 gesunken ist, nimmt sie seitdem wieder zu. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend weiter verschärft.
Gewerkschaften und NGOs betonen, dass der Schlüssel zur Bekämpfung der Kinderarbeit in Bildung und sozialer Absicherung liegt. Schulen müssen mehr als nur Unterricht bieten – etwa Mahlzeiten oder finanzielle Unterstützung für Familien –, damit Kinder nicht zur Arbeit gezwungen werden. Langfristig bleibt es jedoch eine Frage globaler Gerechtigkeit: Die Industrienationen profitieren noch immer von billigerer Arbeitskraft in den ärmsten Ländern der Welt.
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